Noch vor Reiseantritt wurden wir Teilnehmer*innen mittels Webinar von den zugeschalteten Expert*innen aus Pristina zur Wirtschaftslage und Rekrutierungsmöglichkeiten gebrieft. Die Anreise erfolgte unkompliziert mit WIZZ Air von Memmingen nach Pristina und mittels Shuttle in die Hauptstadt des Kosovo.

Und gleich am Anreisetag gab es von Mag. Wilhelm Nest, Direktor ADVANTAGE AUSTRIA für Slowenien und Kosovo, sowie Zenel Cakolli, Key Account Manager am AC Pristina, ein weiteres vertiefendes Briefing über die Gegebenheiten vor Ort und relevante Infos der Mission, wie z. B. erste Erfahrungen mit der EU-Visaliberalisierung für Kosovaren, die seit 1. Jänner 2024 in Kraft ist.

VOR ORT

Am Donnerstag, 09.10., besuchten wir als Teil der kleinen österreichischen Delegation (bestehend aus ADVANTAGE AUSTRIA, CHV/WISTO, Innovation Salzburg, Raiffeisen, VAMED Services, ALBI M-Bau, Development Solutions Services) als erste Station das UBT College für ein Matchmaking Event mit Studierenden direkt am Campus. Ergänzend gab es für die österreichischen Vertreter*innen die Möglichkeit, die Dienstleistungen der ABA sowie die Regionen Salzburg sowie Vorarlberg im Auditorium zu präsentieren.

Der zweite Stopp an der Universität Pristina (Fakultät für Elektrotechnik und Computerwissenschaften) wurde für eine Austauschrunde mit Dekan und Professoren genutzt. Im Anschluss stand wiederum das Matchmaking mit Studierenden in Form einer Jobmesse im Fokus. Der Donnerstagabend stand im Zeichen der internationalen Vernetzung bei der RECEPTION – Opening Event of KosICT 2024; einer wichtigen IT-Konferenz für den Kosovo.

Der Freitag war dem Besuch der KosICT 2024 gewidmet. Die ICT-Konferenz bespielte das Gelände des neuen Tech Park Pristina mit internationalen Speakervorträgen, Live-Hacks, Messebereich für Start-ups und Stakeholder sowie Sponsoren. Es gab Möglichkeiten für B2B Gespräche (Matchmaking), z. B. zum B2B-Angebot von ICT Unternehmen aus Kosovo (Stichwort Kooperation oder Outsourcing von IT-Dienstleistungen etc.).

Ein gemeinsames Abendessen mit Professoren, lokalen Unternehmen und österreichischen Vertreter*innen bildete den offiziellen Abschluss der Wirtschaftsmission „MATCHEN SIE MIT IT-TALENTEN AUS KOSOVO“ 2024.

Ein paar der Take-Aways von dieser Reise:

• Kosovo hat ca. 1,8 Mio. Einwohner*innen
• Mit einem Durchschnittsalter von ca. 25 Jahren gehört die Region zu den Regionen mit der jüngsten Population in Europa
• Staatliche Institutionen sind nach wie vor im Aufbau, es gibt z. B. keine staatliche Gesundheitskassa; nur Mini-Pensionen und nur wenig Transferleistungen
• Aufgrund fehlender staatlicher Institutionen sind Familienmitglieder der engste soziale Rückhalt (z. B. auch um medizinische Behandlungen zu bezahlen oder Kinder/Großeltern zu versorgen)
• Internationale Handelsketten sind bereits vor Ort; Öffnungszeiten bis spät am Abend üblich
• Das Straßenbild in Pristina ist geprägt von Stau und deutschen Automarken; es gibt wenig öffentlichen Verkehr (dafür neue Schnellstraßen und Autobahnen); Ausnahme große Fußgängerzone im Zentrum
• Energieversorgung läuft stark über Kohlekraftwerke (Luftqualität für Mitteleuropäer eher schlecht im Zentrum); erste Windenergie vorhanden. Ausbau der erneuerbaren Energie im Kosovo von 5 % auf 30 % geplant.
• Immobiliensektor boomt, es wird viel gebaut, aber wenig Energie in den Erhalt der Bestandsgebäude gesteckt. Restaurants/ Cafés sind hingegen sehr modern
• Die Jobchancen werden in ausgewählten Bereichen langsam besser, aber nach wie vor hohe Arbeitslosenquote bzw. Schattenwirtschaft oder ausgeprägte Diaspora im DACH-Raum (Wien, Schweiz) sowie USA
• Die Kosovaren (Studierende etc.) erhoffen sich durch die VISA-Liberalisierung gute Zukunftschancen im europäischen Binnenmarkt (RWR-Karte)
• Österreich genießt aufgrund der Unterstützung (KFOR; Entwicklungshilfe) einen sehr guten Ruf, ebenso USA, CH, D und die EU.
• Österreichische Unternehmen sind gern gesehen, Kooperationen erwünscht.
• Die getroffenen Professoren haben oft Verbindungen zu heimischen Universitäten (TU Wien) oder sogar einen österreichischen Pass
• Das Preisniveau ist deutlich unter dem DACH-Raum (Mieten, Gastronomie etc.); dadurch große Anreize, um Remote zu arbeiten (v.a. im ICT-Bereich). Lebensmittel allerdings eher teurer, importieren viel.
• ICT wird als Wachstumsbranche wahrgenommen; erste österreichische Unternehmen sind in diesem Bereich vor Ort (z.B. Raiffeisen, VAMET)
• Die KosICT Konferenz gibt es seit 2011 und hat sich den Ruf eines überregionalen Branchentreffs erarbeitet (Speaker aus Europa und AT waren 2024 vor Ort)
• Gute Flugverbindungen nach Pristina gibt es von Memmingen und Zürich
• Die Innovation Salzburg veranstaltet mit Unterstützung des AC Pristina, neben einer jährlichen Teilnahme an der Wirtschaftsmission im Kosovo, auch in Salzburg ein Matching-Event zwischen den besten kosovarischen Jobvermittlungsfirmen und Salzburger Unternehmen (anscheinend so gut wie ausgebucht)

KONTEXT

Als Teil der Initiative CHANCENLAND VORARLBERG evaluieren wir auch international Möglichkeiten zur Rekrutierung von Fachkräften und kommunizieren die Tech-Job-Chancen der heimischen Firmen auch europaweit, um die Vorarlberger Unternehmen in jenen Bereichen zu unterstützen, die sie langfristig regional nicht besetzen können.